Das Klima wandelt sich weltweit. Grund dafür sind die durch Menschenhand verursachten Treibhausgasemissionen, weshalb sich eine genauere Betrachtung der Emittenten lohnt. Die meisten lebensmittelbedingten Treibhausgasemissionen (THG) stammen aus der direkten Lebensmittelproduktion. Angesichts des gestiegenen öffentlichen Bewusstseins steht die Lebensmittel- und Getränkeindustrie daher unter zunehmendem Druck, ihre Ressourcen besser zu verwalten, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Der nachhaltige Umgang mit Wasser kann dabei eine Schlüsselrolle spielen.
Nach einer Reihe von Netflix-Dokumentationen, Veröffentlichungen von namhaften Verlagen und prominenten Fürsprechern wurde die CO2-Auswirkung unserer Ernährung ins Rampenlicht des öffentlichen Interesses gerückt. Derzeit machen die Emissionen aus der Lebensmittelproduktion wohl mehr als ein Drittel (37 Prozent) der globalen Treibhausgasemissionen aus, und dieser Umstand war vor wenigen Jahren noch relativ unbekannt. In Europa wird dieses Thema auch für die Industrie in vielerlei Hinsicht immer wichtiger.
Im Dezember 2019 veröffentlichte die Europäische Union (EU) ihr aktualisiertes BVT-Merkblatt – ein Referenzdokument zu den besten verfügbaren Techniken (BVT) – für die Lebensmittel-, Getränke- und Milchindustrie (FDM). Das BVT-Merkblatt enthält Best-Practice-Maßnahmen, Lösungen und Techniken zur Vermeidung oder Minimierung der Umweltauswirkungen von FDM-Operationen und enthält Standards, die auf jeder Länderebene umgesetzt werden müssen. Das hat direkte Auswirkungen auf die Investitionen von Unternehmen.
Die Lebensmittelproduktion ist allgemein stark abhängig von Wasser. Allein die Landwirtschaft verwendet rund 70 % des gesamten entnommenen Süßwassers. Weitere 20 Prozent werden in der produzierenden und verarbeitenden Industrie verwendet, wobei nur 10 Prozent für den häuslichen Gebrauch übrig bleiben, beispielsweise als Trinkwasser.
Bis Dezember 2023 müssen die von der EU beschriebenen Standards innerhalb eines bestimmten Bereichs eingehalten werden. Es obliegt den Ländern, strengere Grenzwerte einzuführen, werden diese jedoch nicht eingehalten, drohen empfindliche Strafen, bis hin zum Entzug der Betriebserlaubnis.
Die gute Nachricht ist, dass es neben Herausforderungen auch Chancen für die Branche gibt, die nicht nur ihre direkten Umweltauswirkungen verringern, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sind. Dazu gehört die Wiederverwendung von Wasser zur Vermeidung oder Minimierung von Umweltbelastungen und -schäden. Aus diesem Grund gilt die nachhaltige Abwasserbehandlung als Voraussetzung für Lösungen zur Wiederverwendung und als vorbeugende Lösung gegen Emissionen und Abfall.
In den letzten Jahren haben wir mit Blick auf die Wasseraufbereitung eine Vielzahl neuer angepasster Maßnahmen von der Lebensmittel- und Getränkeindustrie gesehen, die mitunter bahnbrechend sind, wie ein Beispiel aus Belgien zeigt:
Aviko – Neue Produktionsanlage für weltweit größter Hersteller von Tiefkühlchips
Aviko, einer der weltweit größten Hersteller von Tiefkühlchips und Teil des niederländischen Unternehmens Royal Cosun. Für den Bau einer neuen Produktionsanlage in Poperinge, Belgien, wurde unter anderem eine Abwasserbehandlungsanlage geplant, die sämtliche organische Verunreinigungen behandeln und Abwasser zur Wiederverwendung rückgewinnen kann.
Das Unternehmen investierte in den anaeroben Reaktor Biothane Advanced UASB von Veolia sowie in einen zweistufigen aeroben Behandlungsprozess mit fortschrittlicher Nährstoffentfernung. All diese Maßnahmen führen zu einer Reduzierung der mit ihrem Betrieb verbundenen THG-Emissionen. Durch die Nutzung des erzeugten Biogases zur Erwärmung des Prozesswassers in der Produktion konnten die Betriebskosten nochmals nachhaltig gesenkt werden.
ElPozo Alimentación – 200 Millionen Liter weniger Wasser durch Optimierung der Abwasserbehandlung
ElPozo Alimentación, ein Pionier für gesunde Ernährung im spanischen Fleischsektor, spart jedes Jahr mehr als 200 Millionen Liter Wasser. Veolia und ElPozo arbeiten seit fast zwei Jahrzehnten an mehreren Projekten mit dem gemeinsamen Ziel, Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Eines der größten Projekte ist die industrielle Kläranlage (WWTP) der Fabrik Alhama de Murcia. Gemeinsam starteten wir ein Projekt zur Optimierung der Umwandlungsrate der bestehenden Umkehrosmoseanlagen, die ebenfalls von Veolia bereitgestellt wurden.
Durch die Optimierungen werden 48 Kubikmeter Wasser pro Stunde wiederverwendet, was eine deutliche Reduzierung des Wasserfußabdrucks des Standorts darstellt, da er nun auf 200.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr aus dem öffentlichen Netz verzichten kann.
Modernste Kreislauftechnologie von Veolia für Norwegens erste kommerzielle Lachsfarm an Land
Die Aquakultur, auch als Fischzucht bekannt, hat sich seit 1980 fast verzehnfacht. Tatsächlich produziert die Welt heute mehr Zuchtfisch als Rindfleisch, und die Nachfrage wird in den nächsten 20 Jahren voraussichtlich noch um über 35 Prozent steigen – eine nachhaltige Aquakultur ist also von größter Bedeutung. Doch im Meerwasser können die Lachsfarmen enorme ökologische und aquatische Schäden anrichten.
Norwegens erste kommerzielle Lachsfarm an Land wird durch eine einzigartige Aufzuchtlösung ermöglicht und nachhaltig betrieben. Diese Technologie ermöglicht, dass Fische in einer kontrollierten Umgebung mit modernster Kreislauftechnologie gezüchtet werden, die stabile Wasserparameter gewährleistet, um das Wachstum zu optimieren und das Überleben zu sichern.
Die RAS2020-Technologie (Recirculating Aquaculture System) von Veolia verwendet Wasser innerhalb des Systems wieder, wodurch die Wasseraufnahme und der damit verbundene CO2-Fußabdruck so gering wie möglich gehalten werden. Das System hat eine Durchflussrate von 10.000 Kubikmetern pro Stunde; Aufgrund der systeminternen Aufbereitung und Rückführung benötigt es jedoch nur 65 Kubikmeter Frischwasser pro Stunde. Das heißt, über 99 Prozent des Wassers werden wiederverwendet, Abwasser entsteht quasi gar nicht. Dies schafft eine nachhaltige, ressourceneffiziente und umweltfreundliche Ernährung unserer wachsenden Bevölkerung, entlastet die Wildfischbestände und schützt so die Ozeane.
Diese drei Beispiele sind nur der Anfang dessen, woran viele Unternehmen in der vielfältigen Lebensmittel-, Getränke- und Milchindustrie arbeiten. Es ist inzwischen allgemein bekannt, dass der Sektor vom Erzeuger bis zum Verbraucher erhebliche negative Auswirkungen auf den Energieverbrauch, den Wasserverbrauch, den Klimawandel und andere Umweltsubsysteme hat. Gleichzeitig brauchen wir eine stabile Nahrungsmittelversorgung in der ganzen Welt um die Sustainable-Development Goals zu erreichen und unsere Versorgung in Deutschland zu sichern.
Der „D-Day“ im Dezember 2023 rückt immer näher und mit ihm kommen strengere Vorschriften in ganz Europa, um die Umweltauswirkungen der Betriebe zu verringern. Es ist deshalb wichtig, jetzt zu handeln. Sprechen Sie mit unseren Experten und lassen Sie durch ein Wasser-Audit von Veolia prüfen, wie Sie Ihre Umweltbilanz stärken, Ihren Betrieb nachhaltiger gestalten und Betriebskosten senken können.
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